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Handwerk

Grundierung für Malgrund

Lesezeit: 5 Minuten

Wie besagt eine alte Malerweisheit: Das Bild ist nur so haltbar wie sein Untergrund. Eine gute Grundierung (Malgrund) beeinflusst die Haltbarkeit und die Haftung und Verankerung der Malerei wird verbessert.

Malgrund Tipps & Tricks

Leinwand auf Keilrahmen grundieren

Ist der Keilrahmen zusammengebaut und wurde mit einer Leinwand bespannt, muss man den Bildträger grundieren. Für die Beständigkeit und Farbwirkung ist die Grundierung von großer Bedeutung für das spätere Bild. Die zahlreichen Methoden der Grundierung unterscheiden sich vor allem durch die Anwendung der verwendeten Grundierfarben.

Werkzeug & Material

Malgrund GrundierungZum Grundieren der Leinwand auf einem Keilrahmen benötigt man folgende Materialien:

  • Den zusammengebauten und bespannten Keilrahmen
  • Grundierfarbe (Titandioxyd-Weiß)
  • Acrylbinder (Acryl-Emulsion)
  • Einen nicht haarenden Pinsel

Ablauf der Grundierung

  • Als Mischung mit einem 1:1 Verhältnis von Acrylbinder und Titanweiß wird die Grundierung hergestellt und gut durchgerührt
  • Von der Mitte nach Außen wird die Grundierung auf die Leinwand aufgetragen. So wird die entstehende Spannung im Gewebe möglichst gleichmäßig verteilt
  • In der Regel werden die Außenkanten mit grundiert aber die Rückseite ausgelassen

Warum ist eine Grundierung wichtig?

Die feinen Gewebestrukturen des Gewebes werden mit einer Grundierung versiegelt. Die Gewebe bestehen meistens aus Baumwolle, Leinwand, Nessel oder ähnlichem.
Ist das Gewebe grob, dann muss noch gründlicher grundiert werden, da es noch saugfähiger ist. Macht man das nicht, wird das Gewebe das Bindemittel der Farbe aufsaugen und auf der Oberfläche die Farbpigmente bleiben. Mit zu wenig Bindemittel wird die Oberfläche brüchig und kann zu Rissen im Ölbild oder Acrylbild führen.

Den ersten Grund-Farbton bekommt das Bild durch die Grundierung. Der Nachteil bei Leinwänden die man im Fachhandel kaufen kann ist, dass man nicht weiß wie sie grundiert wurden. Ein Einsteiger und Laie mag darin einen Vorteil sehen aber auf Dauer können unangenehme Spätfolgen entstehen. Denn in der Regel bemerkt man erst nach Jahren eine schlechte Grundierung.

Grundierung bei der Ölmalerei

Hier spielt die Grundierung aus mehreren Gründen eine wichtige Rolle. Sie verhindert, dass den Ölfarben die Bindemittel entzogen werden und dass das Öl in den Malgrund einzieht. Das ist wichtig, da Ölfarben wenig Bindemittel enthalten und zur stärkeren Rissbildung neigen würden wenn nicht richtig grundiert wurde.

Je besser eine Grundierung aufgetragen wurde, desto besser und leichter lassen sich Ölfarben vermalen.

Unterschiedliche Grundierungsarten

Traditionelle Grundierung

Nach alten Rezepturen werden traditionelle Grundierungen angemischt und verarbeitet. Da diese Prozedur etwas umständlich ist, garantiert sie nicht automatisch eine qualitativ hochwertige Grundierung. Doch viele Künstler möchten den traditionellen Methoden treu bleiben. Außerdem ist es für viele eine interessante Erfahrung den Malgrund für sein Ölbild wie in vergangenen Tagen vorzubereiten. Ein selbst hergestellter Gips- oder Kreidegrund ist auch eine Möglichkeit zur Grundierung.

Aus 70 Gramm Leim und einem Liter Wasser wird das Leimwasser angerührt, welches 24 Stunden lang quellen muss. Es kann aber auch Acrylbinder statt Leim genommen werden. Der Malgrund wird für die erste Grundierung mit einer dünnen Schicht Leimwasser gestrichen. Anschließend folgt der zweite Anstrich mit Kreide- oder Gipsgrund. Hergestellt wird dieser aus einem Teil Kreide oder Gips sowie einem Teil Zinkweiß und einem Teil Leimwasser, welches leicht erwärmt wird.

Fügt man dem Kreidegrund zehn Prozent Alaun hinzu, wird er wasserunlöslich. Die saugende Wirkung wird durch das Auftragen von verdünntem Harzfirnis ein wenig reduziert. Eine Grundierung mit einem Ölgrund wäre die andere Möglichkeit. Ein dünner Anstrich mit Leimwasser erfolgt hier ebenso. Danach wird zweimal dünn mit Ölgrund der Malgrund grundiert.

Dieser Ölgrund wird aus Kreide, Gips, kaltem Leimwasser und Zinkweiß angerührt. Vorsichtig wird die Mischung erwärmt und dann mit zwei Teilen Leinölfirnis im warmen Zustand vermischt. Möchte man einen Halb-Ölgrund, dann mischt man statt zwei Teilen nur ein Teil Leinölfirnis hinzu. Die Verarbeitung geht aber genauso wie bei dem Ölgrund.

Einen Kaseingrund zu verwenden wäre die dritte Möglichkeit. Um einen Kaseingrund herzustellen, werden 125ml lauwarmes Wasser mit 50 Gramm Kaseinpulver vermischt. Zu dieser Mischung werden Hirschhornsalz und weitere 125ml Wasser hinzugefügt. Der Kaseingrund wird für den ersten Grundierungsanstrich mit Wasser verdünnt. Zwei weitere dünne Grundierungsanstriche folgen mit unverdünntem Kaseingrund.

Künstler-Grundierfarben

Verschiedene Künstler-Farben für Grundierungen sind in verschiedenen Fachmärkten zu erhalten. Die Bezeichnungen und die Namen sind meistens an die traditionellen Grundierungen angelehnt und die Maleigenschaften miteinander vergleichbar. Der Unterschied ist aber, dass die Farben vielfach aus anderen Zutaten bestehen.

Gesso, Grundierweiß und Halbkreidegrund gehören zu den wichtigsten Künstler-Grundierfarben. Gesso ist ein leuchtender, saugender Kreidegrund, der auf Acrylbasis hergestellt wird und auch als Acrylkreidegrund bezeichnet wird.

Bei einem Grundierweiß geht es um eine Dispersionsfarbe und ein Halbkreidegrund hat eine leicht glänzende Oberfläche und ist eine wenig saugende Grundierung. Spezielle Grundierfarben sind verhältnismäßig teuer und neigen dazu brüchig zu werden.

Alternative Grundierungen

Neben all den speziellen und traditionellen Grundierungen gibt es auch andere Farben die sich als Grundierung eignen. Zum Beispiel gehört die Fassadenfarbe dazu, die für den Außenbereich entwickelt ist und mit Veränderungen der Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen sehr gut zu recht kommt.

Auch ein Acrylbinder der mit einem Brei aus weißen Farbpigmenten und Wasser eingefärbt werden kann ist eine Möglichkeit. Acrylbinder sowie auch Fassadenfarbe sorgen für eine elastische Grundierung worauf die Ölfarben sehr gut haften.

Heizkörperfarbe kommt ebenso als alternative für traditionellen Ölgrund in Frage. Der Nachteil ist, dass sie fettig ist und daher nicht für alle Ölmaltechniken geeignet sind. Grundierfarben aus dem Baumarkt die für die Grundierung von Wänden gedacht sind eignen sich nur für Malgründe wie starre Holzplatten, aber nicht für Leinwände.

Der Auftrag der Grundierung

MalgrundgrundierungEine Grundierung setzt sich immer aus mehreren dünnen Schichten zusammen.

  • Der 1. Anstrich sollte dünn erfolgen damit sich die Grundierung besser verankern kann im Malgrund
  • Danach folgen je nach verwendeter Grundierung und Malgrund noch 2 bis weitere Grundanstriche
  • Das Auftragen mit dem Pinsel bewirkt eine leicht körnige Struktur
  • Soll die Oberfläche glatt sein, kann im feuchten Zustand die Grundierung mit einem Malspachtel glatt abgezogen werden
  • Vor dem Grundieren ist es wichtig, dass die Leinwand faltenfrei aufgezogen wurde
  • Beim Grundieren ist es wichtig, nur wenig Farbe aufzutragen, damit die Rückseite der Leinwand nicht durchtränkt wird
  • Die Grundierung wird kreisförmig mit einem breiten Pinsel von der Bildmitte nach außen zu den Rändern hin aufgetragen und kann sich dadurch nach dem trocknen spannen und zusammen ziehen
  • Die Poren der Leinwand sollten nach der Grundierung geschlossen sein. Kontrollieren kann man das, wenn man die Leinwand gegen das Licht hält. Bei sichtbaren Lücken muss die Grundierung nachgearbeitet werden

Tipps & Tricks

  • Bei einer Acrylmalerei kann auf eine Grundierung verzichtet werden, was bei einer Ölmalerei nicht der Fall ist
  • Eine Grundierung festigt aber den Malgrund, die Farbe dringt nicht so tief ein und es lässt sich leichter malen, wenn der Malgrund glatt ist und die Farbe gleichmäßig aufgenommen wird
  • Nicht nur Leinwände sondern auch Nessel, Baumwolle, Seide, Holzplatten, Gipskartonplatten, Papier, Steine, Glas, Fliesen oder auch Dachziegeln eignen sich hervorragend als Malgrund
  • Ist eine Leinwand doch mal faltig, können diese Stellen mit Wasser eingepinselt, besprüht oder abgetupft werden. Die Leinwand spannt sich dann wieder
  • Hartnäckige Falten können auch rausgebügelt werden mit einem Tuch zwischen Leinwand und Bügeleisen
  • Eine weitere Möglichkeit, ist die Grundierung mit einem feinen, hellen Schmirgelpapier leicht abzuschleifen auf der feuchten Bildoberfläche, wenn die körnige Struktur nicht erwünscht ist
  • Farbige Grundierungen steuern die Wirkung der anschließend aufzutragenden Farben. Braun und Schwarz lassen Farben wärmer erscheinen, gelb oder Ocker lassen Farben intensiver leuchten. In das Bild integriert werden können Grüne, Blaue oder Rote Töne an Grundierung.

Grundierung oder Malgrund selbst herstellen

  • Leimwasser, bestehend aus 60g Knochen-, Haut- oder Hasenleim und 500ml Wasser bildet die Basis der Grundierung
  • Zerkleinert wird dieser Leim in 250m kaltes Wasser gegeben und muss dann 24 Stunden quellen um später das restliche Wasser hinzuzufügen
  • Die Mischung auf 60 Grad erhitzen bis der Leim sich vollständig löst
  • Ist das Leimwasser auf 30 Grad abgekühlt, kann man es als Grundierung verwenden

Zusätze wie Champagner Kreide, China Clay, Kaolin, Lithopone oder Marmormehl bieten sich für eine weiße Grundierung an. Sollen strukturierte Bildflächen entstehen dann können Farbpigmente wie Sand, pulverisierte Steine oder fein gemahlene Harze untergemischt werden. Eine zu dickflüssige Grundierung kann mit warmen Wasser verdünnt werden.

Video zum Thema Malgrund grundieren

3 Kommentare

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  • Danke für die Tipps in dem Firmenvideo.
    Ich wollte die Leinwand erst grundieren und dann auf den Keilrahmen spannen.
    Mach‘ ich es eben so.

  • Entschuldigung, ich wollte nur anmerken , dass es Hausenleim und nicht Hasenleim heißt. Hergestellt aus der Schwimmblase des Hausen(Fisch). Viel Erfolg weiterhin, hätte gern mehr über die alten Techniken gelesen.